Freitag, 3. September 2010

Öl im Golf von Mexiko - ein weiteres Update

Was bei der zweiten Runde der Toxizitätstests herausgekommen ist und warum ich mit dem Bericht der EPA nicht ganz glücklich bin.

Frühere Beiträge zu diesem Thema: 7.5.16.5. und 2.7.

Wie angekündigt hat die US-Umweltbehörde EPA in einer zweiten Testreihe Dispergiermittel-Öl-Gemische auf ihre akute Toxizität für Meeresbewohner geprüft. (In der ersten Serie wurden die Dispergiermittel alleine getestet.) Dazu wurden Dispergiermittel und Öl in einer aufwendigen Prozedur mit Meerwasser vermischt. Das verwendete Öl war "Louisin Sweet Crude Oil". Getestet wurde, wie bereits in der ersten Runde, an Menidia beryllina (Fisch) für 96 Stunden und an Americamysis bahia (Garnele) für 48 Stunden.


Resultate der EPA-Studie


Die Ergebnisse sind nicht uninteressant. So findet sich das Dispergiermittel JD-2000, das ohne Öl am besten abgeschnitten hatte, jetzt im Mittelfeld, wie auch das im Golf von Mexiko eingesetzte Corexit 9500. Dispersit SPC 1000, das ohne Öl relativ toxisch war, ergibt für M. beryllina immer noch die giftigste Mischung, für A. bahia liegt es aber auch im Mittelfeld. Insgesamt sind die Unterschiede zwischen den verschiedenen Dispergiermitteln gering (ist ja auch immer dasselbe Öl). Fazit: Toxizitätstests der Dispergiermittel allein reichen nicht aus und können ein falsches Bild vermitteln, es sollte auch das Dispergiermittel-Öl-Gemisch geprüft werden.


Offene Fragen


Ein wenig die Stirn gerunzelt habe ich ob der Zahlen zur Ölmenge, die sich durch die Dispergiermittel mit dem Wasser vermischen liess. Da gab es beträchtliche Differenzen, die höchste Endkonzentration unterscheidet sich von der tiefsten um einen Faktor von fast 300. Anscheinend sind also nicht alle Mittel gleich wirksam. Am schwächsten schnitt hier übrigens JD-2000 ab. Da nützt eine geringe Toxizität dann auch nichts, wenn dafür viel mehr von dem Mittel ins Meer gekippt werden muss...

Was mich stört, ist nicht der Bericht selbst sondern die zugehörige Pressemeldung. Getestet wurde nämlich nur die akute Toxizität. Gerade bei Erdöl aber darf die chronische Toxizität und die Bioakkumulation nicht vernachlässigt werden. Problematisch sind hier vor allem die polycyclischen aromatischen Kohlenwasserstoffe (PAK). PAK sind giftig und werden nur sehr langsam abgebaut, wodurch sie sich in der Nahrungskette anreichern. Die Befürchtung besteht jetzt, dass durch die Dispergiermittel solche PAK in möglicherweise kritischen Mengen ins Meerwasser gelangt sind. Das war nicht Thema der Tests, was jeder Fachperson beim Lesen des Berichts klar ist. Den Journalisten, die die Pressemeldung lesen, dürfte es weniger klar sein. Hier fehlt mir ein klares Aufzeigen der Grenzen der Untersuchungen. Lieber einmal zu viel als einmal zu wenig erwähnen, dass es auch noch eine chronische Toxizität gibt.



Quellen
U.S. Environmental Protection Agency, Office of Research and Development. Comparative Toxicity of Louisiana Sweet Crude Oil (LSC) and Chemically Dispersed LSC to Two Gulf of Mexico Aquatic Test Species. July 31, 2010.
http://www.epa.gov/bpspill/dispersants-testing.html

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