Freitag, 4. Juni 2010

"Der Koch" von Martin Suter - Teil 2

Im Buch "Der Koch" von Martin Suter stecken jede Menge spannender Chemiethemen. Es folgt der zweite Teil einer Serie zu den naturwissenschaftlichen Hintergründen.

Rotationsverdampfer

Ein Rotationsverdampfer ist eigentlich nichts anderes als eine ausgefeilte Destillationsapparatur. Er dient dazu, Flüssigkeiten mit unterschiedlichen Siedepunkten voneinander zu trennen. Das Besondere daran ist, dass der Behälter mit der zu destillierenden Flüssigkeit schräg in einem Heizbad liegt und langsam rotiert. Durch die Rotation wird an seiner Innenfläche ein feiner Flüssigkeitsfilm hochgezogen. Verdampft wird nun vorwiegend aus diesem Film und nicht aus dem Gros der Flüssigkeit. Während der Film an der heissen Gefässwand nämlich schnell erwärmt wird, bleibt der Rest der Flüssigkeit relativ kühl, weil sie bei langsamer Rotation nicht sonderlich gut durchmischt wird. Der aufgestiegene Dampf wird gekühlt, kondensiert wieder und tropft in einen Auffangkolben. Man kann sagen, dass der Rotationsverdampfer schonender destilliert, weil die Flüssigkeit weniger stark erwärmt werden muss. Ausserdem gibt es keine Probleme mit Siedeverzügen. Im Chemielabor wird der Rotationsverdampfer übrigens zusammen mit einer Vakuumpumpe verwendet, um durch tieferen Druck die Siedepunkte zu senken.

Maravans Essenz entsteht folgendermassen: Durch das Rotationsverdampfen werden leichtflüchtige Duftstoffe und Wasser vom Öl und anderen Substanzen mit hohem Siedepunkt getrennt. Dann lässt Maravan vom Destillat in einem Scheidetrichter das Wasser ablaufen. Übrig bleiben nur Substanzen, die sich nicht gut in Wasser lösen, was bei vielen Duftstoffen der Fall ist. Diese Stoffe mischt er nun wieder mit dem Öl. Im wesentlichen entfernt er also einfach das Wasser.

Im Roman wird ein Rotationsverdampfer aus einem Chemielabor zum Herstellen von Speisen verwendet. Uiuiui, ich will gar nicht wissen, wieviele Vorschriften dabei verletzt werden. Bitte nicht nachahmen!

5 Kommentare:

  1. super erklärt. :-) da komm auch ich mit!

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  2. Bin sehr interessiert an der molekularen Küche. Dieser Artikel war wirklich lehrreich und hat mir sehr geholfen das Prinzip zu verstehen.
    Jetzt nur die Frage was so ein Rotationsverdampfer kostet?

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  3. Beim Preis kenne ich mich ehrlich gesagt überhaupt nicht aus.
    Vielleicht gibt es bereits einen Anbieter von Geräten, die auf die Molekularküche ausgelegt sind? Die Anschaffung eines Rotationsverdampfers aus dem Laborbedarf lohnt sich für den Privathaushalt sicher nicht. Laborgeräte sind teuer, da sie sehr genau arbeiten müssen - für die Küche eigentlich unnötig.
    Neu dürfte auch ein einfacher Rotationsverdampfer mehrere tausend Euro kosten. Und ein gebrauchtes Gerät, das mal in einem Labor stand, kommt zum Kochen nicht in Frage.

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  4. So hab mehr rausgefunden. Auch Stefan Marquard hat einen Rotationsverdampfer is seiner Küche stehen. Er benutz einen vom Hersteller IKA.

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  5. ups... war noch nicht fertig und schon auf "Erstellen" gedrückt. sorry...

    Wollte noch sagen das die Geräte für einen Privathaushalt zu teuren sind. Hatte mit dem Hersteller Kontakt und der billigste bekommt man ab 2000 Euro. Kann man auch auf der Homepage nachlesen. Der Link dazu ist in meiner Profil URL des vorhergehenden Posts.

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